Die ORGATEC, die Leitmesse für moderne Büro- und Objektgestaltung,

zeigt auch 2024 wieder mutige Ideen und innovative Trends für die Zukunft der Arbeit.

Gemütlich und kollaborativ

Der traditionelle Bürotisch steht nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses. Die Orgatec 2024 zeigte eine Verlagerung hin zu halböffentlichen Lounges, gemeinschaftlichen Räumen und Möbeln, die sich eher in einem Café als in einem Büro zu Hause fühlen. Warme Hölzer, weiche Stoffe und dezente Beleuchtung waren die Markenzeichen dieser Entwürfe.

 

Das ist ein spannender Wandel, der aber auch Fragen aufwirft: Stellen wir Komfort und Ästhetik über praktische, funktionale Lösungen für den Arbeitsalltag?

Office-Pods: Konzentration, zu welchem Preis?

Auf der Veranstaltung stach ein Trend besonders hervor – im Widerspruch zum kollaborativen Thema und so unpassend wie ein Dorn im Auge. Noch immer von vielen verachtet, scheint die berüchtigte Bürozelle ein Comeback zu erleben – diesmal in einer eleganteren, schallisolierten Variante, sogar mit Dach. 

Zwar sind sie praktisch für konzentrierte Aufgaben, doch ihr übermäßiger Einsatz wirft altbekannte Fragen auf: Lösen wir wirklich Herausforderungen am Arbeitsplatz, oder verpacken wir Isolation nur in einem modernen Gewand?

Diese Pods stehen im Gegensatz zu dem kollaborativen Ethos, das viele Arbeitsplätze fördern möchten. Auf lange Sicht besteht das Risiko, dass sie sich eher in Isolationskammern oder „Mitarbeiterkäfige“ verwandeln, statt in Räume für ein gesundes, verbundenes Arbeitsumfeld. Ist das wirklich Fortschritt oder nur ein aufpoliertes Recycling eines alten Problems?

Workshop-Lösungen: Gebaut fürs Kurze

Diese Möbelstücke fangen die Dynamik von Workshops ein, bei denen man schnell zwischen Teamarbeit und individuellem Denken wechselt. Mit großen, kollaborativen Tischen und modularen Schreibtischen für konzentriertes Arbeiten sind sie darauf ausgelegt, kreatives und flexibles Arbeiten zu unterstützen.

Doch was passiert, wenn der Workshop vorbei ist? Diese Möbel, die perfekt für Kreativität und Energieimpulse geeignet sind, können im Alltag wie ein Fremdkörper wirken. Sind sie wirklich die flexiblen Werkzeuge, die Sie brauchen, oder werden sie zu platzraubenden Skulpturen, wenn der Fokus auf langfristigen Aufgaben liegt?

Kann man sich wirklich auf sie für Produktivität verlassen, oder verlangen sie außerhalb ihres eigentlichen Einsatzbereichs mehr, als sie zurückgeben?

Stuhltechnik: Unauffällig, aber wichtig

Die von uns endeckten Stühle drängen sich nicht in den Vordergrund, aber bei näherem Hinsehen wird die beeindruckende Technologie deutlich, die in ihnen steckt. Besonders nachdenklich macht uns, wie viel Zeit man tatsächlich mit einem Stuhl verbringt – stundenlang, Tag für Tag, ganz nah dran. Diese Designs scheinen das perfekt zu verstehen und bieten Funktionalität und Komfort, ohne übertrieben technisch oder kompliziert zu wirken. Es ist diese subtile Brillanz, die langfristig einen großen Unterschied macht.

 

Auch das Thema Nachhaltigkeit stand in diesem Jahr nicht im Rampenlicht, sondern wird erfreulicherweise inzwischen als selbstverständlich angesehen. Ein Beispiel dafür sind Bürostühle, bei denen Nachhaltigkeit durch Zirkularität greifbar wird.

Lounge-Bereiche: Der falsche Fokus?

 

Wie bereits erwähnt, standen die Loungemöbel mit ihren plüschigen Polstermöbeln und vielseitigen Designs im Mittelpunkt der Veranstaltung. Sie sind zwar unbestreitbar ein Blickfang, doch ihre Praxistauglichkeit für den Arbeitsalltag wirft einige Fragen auf. Sind diese Lounges ein echter Fortschritt für den modernen Arbeitsplatz oder nur ein flüchtiger Trend, der besser in die Ausstellungsräume passt?

 

In den 2010er Jahren setzten die Lounges von Google den Goldstandard für die Arbeitsplatzgestaltung. Heute wirken diese Räume oft eher wie Firmenausstellungen als funktionale Bereiche für die Mitarbeiter. Sie sind zwar unbestreitbar angenehm, aber wie oft nutzen wir sie tatsächlich?

 

Schließlich muss die Arbeit erledigt werden - und dafür brauchen die meisten von uns immer noch einen richtigen Schreibtisch. Ironischerweise fehlte auf der Veranstaltung eines ganz besonders: das Design eines normalen Arbeitstisches.

Ästhetik, die durchscheint

Es gab ein neues Gefühl von Experimentierfreude in Bezug auf Stil, Form und Farbe. Während viele Designs sich mit Zimmerpflanzen subtil im Büro anordnen, wurden andere zu zentralen Blickfängen im Büro. Sie hoben sich selbst bei normalerweise dezenten Elementen wie Mülleimern, Lampen und Bänken hervor.

Arbeiten von zu Hause... im Büro.

Der Trend zu „wohnlichen“ Büros mit gemütlicher Ästhetik, Loungemöbeln und Arbeits-Pods scheint darauf abzuzielen, den Komfort von Zuhause ins Büro zu bringen. Diese Räume verwischen die Grenze zwischen Büro und Wohnraum und schaffen eine warme, einladende Atmosphäre.

Doch so vertraut dieser Stil auch wirken mag, er ist kein echter Ersatz für das Arbeiten von zu Hause. Statt flexible Lösungen zu fördern, die das Arbeiten im Homeoffice unterstützen, scheinen diese Designs oft darauf ausgelegt, das Büro als Hauptarbeitsort zu etablieren. Echte Designs, die sich nahtlos in den Alltag von Homeoffice-Mitarbeitern integrieren könnten, fehlten in diesem Jahr deutlich.

Die Zukunft der Arbeit ist noch ein ganzes Stück Arbeit

Die Orgatec 2024 präsentierte eine mutige Vision des zukünftigen Arbeitsplatzes. Der Fokus auf Zusammenarbeit, Nachhaltigkeit und Komfort ist inspirierend, doch einige Trends wirkten oberflächlich oder unpraktisch.

Die zeitlose Herausforderung besteht darin, Ästhetik mit Funktionalität in Einklang zu bringen und sicherzustellen, dass die Zukunft der Arbeit nicht nur visuell ansprechend, sondern auch wirklich effektiv ist. Dabei sollten wir das grundlegende Designprinzip nicht vergessen: Form folgt Funktion.